Zylinder #2 läuft nicht

[ed44]

Bei meiner GS - die ich 10 Jahre und +20.000 km betreibe - läuft nun Zylinder #2 nicht mehr.
Bin etwas ratlos, da ich systematisch alles was wir einfiel bereits untersuchte:
- Motor lief zuletzt bis vor 2 Wochen einwandfrei, gute Leistung, guter Leerlauf etc.
- Habe dann die Vergaser ausgebaut und die Schwimmerventile ersetzt (Tourmax Japan), da die alten nicht dicht waren, dabei Vergaser-Düsen gecheckt > alles sauber; neue Schwimmerkammerdichtungen und Vergaserflansche (Cruzinimage) eingesetzt
- Bei der ersten Testfahrt nun merke ich fehlende Leistung, durch Abziehen der Kerzenstecker zeigt sich > #2 als Ursache
- Zündkerze entfernt: Kolbenboden ölig, aber Zündfunke ok
- Stecker sowie Kerze zwischen #2 und #3 getauscht > #2 bleibt tot, also offenbar kein Zündungsproblem
- Kompression gemessen - um die 9 bar auf allen 4 Töpfen

Der Motor hat nun +100.000 km runter, kann es sein, dass die Laufbahn von #2 so verschlissen ist, dass da keine Verbrennung mehr stattfindet?
Erscheint mir eigentlich kaum plausibel, wenn die Leistung kurz vorher noch gut war.
Aber sonst fällt mir keine Ursache ein.

[Kai vom Kaiserstuhl]

Hi,

Also wenn das so stimmt wie es da steht, hat der Zylinder ein Spritproblem. Zumal Du an den Komponenten dran warst?
War denn die Kerze nass? Oder trocken?

War die Vergaserbank auseinander und sind die Gaser in der richtigen Reihenfolge wieder zusammen?
Sind die Entlüftungsschläuche frei?
Ist der Unterdruckschlauch dran und das System dicht?

Viele Grüße,
Kai

[icebird1961]

relativ einfach zu diagnostizieren - wie von Kai angemerkt zu 99% Vergaser Sprit-Aufbereitungsproblem…

Wenn Kompression und Zündung I.O. sind bleibt NUR noch der Vergaser als Schuldiger der Zylinderwand-Zustand hat keinen Einfluss auf die Verbrennung/Leistung - sofern die Kompression stimmt;

Der Vergaser gehört nach 40 Plus Jahren komplett revidiert / dafür reichen 2x 10 min. Im Ultraschall-Bad mit Tikopur 33 schallen leider garantiert nicht aus/speziell die inkontinenten ChokeStempel bereiten schwer zu analysierende Fehlfunktion/Überfettung;

Aber das Wichtgste Vorab -da die Vergaser VOR dem Wechsel der Schwimmer-Nadelventile ja funzzten - unbedingt den korrekten Schwimmerstand von außen mit Transparenten Schlauch /
über Ablaufschraube angeschlossen/ überprüfen -
nicht dass da ein Schwimmer-nadelventil „hängt“ - denn Tourmax Schwimmerventile sind nicht gerade Erstausrüster -Qualität

Tip: bei kalt &mit Choke gestartetem Motor mal mit Infrarot-Pistole die Krümmer vergleichen-
der sollte rel. gleichmäßig auf allen 4 Töpfen laufen/warm werden;

wenn da keine großen Unterschiede in den Temperaturen auftreten sind Kompression, Zündung i.O.
denn dabei wird weder die Pilot -noch die HD/Düsennadel an der Gemischaufvereitung beteiligt;

Achtung auch bei falschen Schwimmerkammer Dichtungen. /hatten wir schon mehrfach/falsche Bohrungen oder durch Hylomar etc. zugeklebte dünne Luftansaug-Kanal /Führung auf der Dichtungsfläche des Schwimmers (BS Vergaser!)

die beiden Luftschlüche zu den äußeren beiden T-Stücken sind nebenbei die Luftzufuhr für die Düsenstöcke /dort wird das Sprit Luft Gemisch voremulgiert /im Ansaugkanal dann weiter zerstäubt -die müssen frei über den Vergaser unter die Sitzbank/saubere Ansaugluft geführt sein…

Also Vergaser raus /komplett reinigen und mit feinen Glasfasern/notfalls Gitarrensaiten all (!) feinsten Bohrungen durchblasen etc. -die werden im Ultraschall üblicherweise NICHT frei /da verschlossen /Voraussetzung natürlich Schwimmerstand und Schwimmerventile funzzen einwandfrei


Godd luck

[Kai vom Kaiserstuhl]

Stimme komplett zu. Nur: bevor Du alles auseinander reisst, stell sicher dass der Zylinder 2 nicht einfach nur Falschluft zieht über den Unterdruckanschluss für den Benzinhahn. Einer der Mittleren hat nämlich diesen Anschluss. Und 2 oder 3 sind ja schnell mal verwechselt

[ed44]

War die Vergaserbank auseinander und sind die Gaser in der richtigen Reihenfolge wieder zusammen?
Sind die Entlüftungsschläuche frei?
Ist der Unterdruckschlauch dran und das System dicht?

Ich hatte vor 5 Jahren und ~12.000 km, die Vergaser komplett zerlegt und alle Dichtungen, auch die Oringe vom Benzinkanal erneuert.
Seinerzeit hatte ich den kompletten Düsensatz (Set von Cruzinimage Japan) erneuert.
Die Entlüftungsschläuche sind korrekt verlegt (in den Halter hinter der Airbox), und klar habe ich den Unterdruckschlauch zu #3 im Auge und verschlossen, aus leidvoller Erfahrung
Und bis vor der aktuellen Aktion lief der Motor ja korrekt, gute Leistung, Verbrauch 5,6 l.
Nur dass immer mal Benzin aus den Vergaser-Überläufen tropfte - daher nun der Austausch der Schwimmerventile.

@icebird, das mit den "falschen Schwimmerkammer-Dichtungen" und "zugeklebte dünne Luftansaug-Kanal /Führung auf der Dichtungsfläche des Schwimmers" macht mich grad nachdenklich.
In dem Tourmax Satz sind auch kleine 4mm Oringe enthalten, für die ich keine Verwendung sah.
Habe ich da was übersehen?

Hatte übrigens auch bei entfernter Airbox und laufendem Motor etwas Startpilot in Vergaser #2 gesprüht - kein Unterschied.

[icebird1961]

Von wegen…
mit den "falschen Schwimmerkammer-Dichtungen" und "zugeklebte dünne Luftansaug-Kanal /Führung auf der Dichtungsfläche des Schwimmers" macht mich grad nachdenklich

Keine Bange das betrifft lediglich den Choke Kreislauf der über die Trennebene des Schwimmergehäuses /über die Querfuge im Gehäusedeckel/ zusätzlich aus der Schwimmerkammer angesaugten Sprit mit Luft aus der Schwimmerkammer (!) voremulgiert

IMG_2884.jpeg

Auch die von angesprochene 4 mm Dichtung wird dort eingesetzt, falls dort eine weitere Bohrung im Gehäuse zum Anreichern des Gemisches ist-das ist eine Art Beschleunigerpumpe/ ein richtig Cleveres Feature von Mikuni /aber nur bei den großen Twins wie Yamaha XS 650 etc. genutzt:

da wird durch den Venturi Jet Unterdruck zusätzlich Benzin angesogen/ eingesprüht bis die langsamere Kolbenmembran den Kolben hochgezogen hat und die Düsennadel den Hauptspritanteil aus dem Mischrohr einen Tick später frei gibt…
um ein Verschlucken beim Abrupten Gasgeben zu vermeiden/gibt es so bei den „zwangs-gesteuerten Schiebern“ der VM Vergaser naturgemäß nicht /weil die direkt mit der Drosselklappe über die Kinematik gekoppelt sind -
im Ggs. Zu den Gleichdruckschiebern, die da empfindlicher sind
Eine Bruchteil einer Sekunde später ist der Unterdruck über der Membran dann wieder durch das kleine Loch unten im Schieber wiede ausgeglichen und die Unterdruck Anreicherung stoppt von selbst wieder… Alles nur die BS/ CV Gaser -die sind schon „State of the Art“
In den 80 Jahren gewesen;

IMG_2881.jpeg

Nebenbei kann man die Öffnung und damit die Dynamik des Kolbenschiebers in gewissen Grenzen beeinflussen, wenn man den kleinen Pilz/Stempel aus Kunstoff um 180 Grad verdreht einsetzt/dann gibt er mehr /oder eben weniger -Querschnitt der Ausgleichsbohrung am Kolbenboden des Schiebers frei …wirklich eine Wissenschaft für sich

Üblicherweise ist diese Zusatzbohrung aber mit einer Aluscheibe dauerhaft zu gepresst/die 4mm Gummi Dichtungen daher normalerweise obsolet …
Siehe Bilder anbei / folgen noch …

[ed44]

Hmm, deine Bilder zeigen die Gleichdruckvergaser von einem anderen Modell, die kamen bei der GS 750 doch nicht zum Einsatz.
Meine Schwimmerkammern sehen anders aus, da ist auch nicht dieser Kanal / Schlitz, der irgendwie mit Choke zu tun habe.

So oder so, der #2 läuft nun wieder.
Ursache mag der zerbröselte Oring gewesen sein, der unter der Hauptdüse sitzt, da hatte ein Brösel sich gelöst und es entstand eine Öffnung, durch die evt. viel zu viel Sprit angesaugt oder auch die Schwimmerkammer leergezogen wurde. - In der #2 Kammer waren nur ein paar Tropfen Sprit, in den anderen 25 ml.
Aber danke für die diversen Hinweise.
- -

GS_a2_20190408_150636.jpg

[Kai vom Kaiserstuhl]

Na, Ende gut, alles gut.

Dann viel Spaß mit der Suze

Grüße,
Kai